»… Vieles spricht dafür, dass Josef Hegenbarth sich mit dem Mappenwerk ›Das Lied von der Glocke‹ die Frage nach der Bestimmung seiner künstlerischen Berufung vor Augen geführt hat. Seine Illustrationen projizieren dieses ihm essentiell wie auch existenziell wichtige Anliegen in den 1920er Jahren im Spiegelbild zu Friedrich Schillers Gedanken. […] Dabei ergeben sich nachfolgende Beobachtungen, die grundlegende Bezüge zu den späteren Werkphasen herstellen, welche diese Mappenwerke als fulminanten Auftakt zum Œuvre des Künstlers und zugleich als eine Art Laborphase betrachten lassen. …«pdf öffnen
»… Dieser Künstler ist Bilddramatiker, auch wo er sich epischer Stoffe bedient. Rein formal äußert sich das nicht zuletzt in den vielfältig verwendeten Diagonalen, die Sturz und Aufstieg verkörpern. Er sieht bühnengerecht. Wie er Massenszenen bewältigt, das hat in den zwanziger Jahren Parallelen bei Max Reinhardt im Theater und bei Fritz Lang im Stummfilm. …«pdf öffnen
»… Die verfremdende Wirkung des Neoklassizismus – wie bei Picasso oder Dix – tritt bei Hegenbarth nicht ein, weil er die Brücken der Überlieferung nie abgebrochen hatte. Immerhin bändigte er merklich seine Neigung zur Groteske, um das klassische Maß des Charakteristischen zu erreichen. Seine Orientierung von der Renaissance bis zum neunzehnten Jahrhundert war so lebendig ausgefüllt, daß sich einzelne Vorbilder oder gar bewußte ›Dialoge‹ mit bestimmten Werken nicht namhaft machen lassen. Vielleicht darf man in der Strenge und Sachlichkeit der großen Köpfe und der Handstudien sowie in der linearen Zucht beim Anwenden des Pinsels die Inspiration Dürers vermuten. Gleichzeitig wahrte Hegenbarth aber – im Gegensatz zur Dix’schen Anlehnung an Cranach oder Altdorfer – die malerischen Werte der Franzosen, die Maßstäbe der ›Peinture‹ mit erlesener Farbigkeit und frei andeutender Zeichnung. …«pdf öffnen
»… Die Zurückhaltung und Unsicherheit, die ihm die Kunstpolitik der Nazis zwölf Jahre lang auferlegt hatte, war nach der Befreiung einer fast ungezügelten Produktivität gewichen. [...] Sein Werk ruhte bis dahin in sich, es ordnete sich trotz mancher individuellen Eigenarten in die Zeit ein, und nun brach es plötzlich aus sich heraus, strömte über die alten Ufer. Hegenbarth war mindestens sechzig Jahre alt, als er sich in die Geschichte der modernen deutschen Kunst mit einer ganz eigenen Handschrift einzuschreiben begann. Kaum zwei Jahrzehnte blieben ihm dafür. …«pdf öffnen
»… Keiner der Illustratoren unserer Zeit hat vermocht, die Dramatik eines Gestus so zu enthüllen wie Josef Hegenbarth, was dadurch erklärlich ist, daß er der Kunst nicht als spielerischer Geist gegenüberstand, nicht als feinsinniger Jongleur, sondern als Denker, verantwortungsbewußt, wissend, daß die Natur reicher ist als das größte menschliche Ingenium. Deshalb wohl hat Hegenbarth nie die Natur aus seinem Werk verbannt, er suchte nach einer Synthese zwischen Realität und Abstraktion. …«pdf öffnen
»… Hegenbarth steht außerhalb der europäischen Kunstentwicklung. Das sollte ihn und uns nicht beunruhigen, seine Mission war eine andere als die der meisten seiner Zeitgenossen; er hat sie erfüllt und mit der letztmöglichen Konsequenz in seinem Werk vollendet. …«pdf öffnen
»… Da Hegenbarth nicht nacherzählt, auch keine Auswahl der dramatischen Höhepunkte, sondern nur das ihm Wesentliche der Dichtung wiedergibt, ist dieser Shakespeare sein Shakespeare, und so stark bringt er ihn uns vor Augen, daß wir gar nicht mehr fragen, ob es auch unserer ist – nur auf diese Weise sind ja Illustrationen erträglich, daß nämlich ein stärkeres Vorstellungsbild das eigene aus dem Felde schlägt. …«pdf öffnen
»… Seine Figuren reden nicht, seine Landschaft macht nicht in Stimmung, die Gesichter verzichten auf die Maske des Schauspielers, und die Massen ergeben sich keinem Realismus. Seine Regie heißt Stil und Rhythmus. Was er schildert, kümmert sich nicht um die Wahrheit des Stoffes, sondern wird zu einem Symbol der Haltung und der Bewertung wie ein kosmischer Tanz höherer Wesen, die die Träger allgemeinster menschlicher Leidenschaften und Zustände sind …«pdf öffnen
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